Juli 2020
Jesus verloren gegangen?
„Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.“
Lukas 2;48
Bisher durfte er nur mit, jetzt musste er auf dieses große, bedeutsame Fest nach Jerusalem. Bar Mizwa – endlich galt er mit 12 Jahren als „Sohn des Gesetzes“ und das verpflichtet ihn an dieser Pilgerreise teilzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt galt er als mündig, was den Glauben betraf. Ab diesem Alter sollten alle die Verantwortung für ihr geistliches Leben selbst übernehmen.
Jesus und viele andere Jungen waren an diesem Tag der Mittelpunkt des Geschehens. Aber auch das schönste Fest geht einmal zu Ende und die Festgemeinde löste sich auf. Jeder trat wieder seinen Heimweg an. Die Eltern Jesu waren ebenfalls unter den vielen Pilgern, jedoch ohne ihren Sohn. Einen ganzen Tag pilgerten sie bereits, stets in der Meinung, er werde sich sicher irgendwo unter den Pilgern befinden.
Am nächsten Tag wurde Jesu Mutter unruhig. Die Annahme, dass ihr Sohn irgendwo unter der Menschenmenge sein könnte, genügte ihr plötzlich nicht mehr. Sie wollte es genau wissen, und zwar jetzt und sofort! Somit befragten die Eltern Jesu einige Pilger. Doch niemand wusste etwas. Das machte sie noch unruhiger. Entschlossen kehrten sie um nach Jerusalem – jetzt gegen den Strom der Masse. Immer wieder die gleiche Frage, stets die gleiche Antwort. Niemand hatte Jesus gesehen. Verzweifelt erreichten sie die Stadt und gingen in den Tempel. Hier hatten sie ihn wahrscheinlich zuletzt gesehen. Und tatsächlich, da saß er unter den Gelehrten und unterhielt sich mit ihnen über das Gesetz. Voller Schmerz brachte Maria diese Worte heraus:
„Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.“
Hat es einen Grund, dass uns dieser kurze Einblick in das Teenagerleben Jesu überliefert wurde? Mit Sicherheit. Ist es doch auch für uns heute möglich, Jesus im Gedränge und im Trubel des Alltags zu verlieren, ohne dass wir es gleich merken. Man ist stets in Bewegung, eilt von einem Termin zum nächsten und immer gibt es vermeintlich Wichtigeres zu tun. Man treibt mit der Masse, geht mit dem Trend, folgt eher der Richtung anderer Menschen, als seinem HERRN. Und ist dabei in der Annahme: Jesus wird schon bei mir sein, er wird mir schon irgendwie folgen, er befindet sich bestimmt ganz in der Nähe. Doch Jesus war hier in diesem Bericht im Tempel zurückgeblieben.
Jetzt heißt es: Zurück an den Ort, wo Jesus zu finden ist!
Sicher heute nicht mehr im Tempel zu Jerusalem, wohl aber in der Stille, im Gebet, in seinem Wort, im geistlichen Gespräch, in der Gemeinde, im Gottesdienst.
Seine Anwesenheit macht den Unterschied.
Wollen wir ihm sagen: Herr, wenn Du nicht mit uns gehst, werden wir keinen Schritt weitergehen. Von Deiner Nähe, von Deiner Gegenwart hängt alles ab – unser Leben und unser Dienst.
Kein Programm mehr, ohne Jesus im Mittelpunkt zu haben. Kein Gottesdienst mehr, der ihn nicht ehrt. Kein Gebet mehr, dass sich nicht am Herzen Jesu orientieren. Keine Lieder mehr, die ihn nicht verherrlichen. Keine Predigt mehr, die nicht auf Jesus Christus hinweist.
Übertrieben? Keineswegs!
Euer Jens