„Ein Wort zum Sonntag“ 26.04.2020
„Ein Wort zum Sonntag“
Liebe Schwester, lieber Bruder,
nach meiner Beobachtung hat die Frage nach dem Befinden und dem Wohlergehen im Bekanntenkreis zugenommen. Man interessiert sich wieder mehr füreinander, fragt: Wie geht es dir oder euch? Viele antworten einfach mit „gut“, andere erzählen etwas mehr oder berichten gar von einer Not. Es wird, so habe ich den Eindruck, obwohl eine räumliche Distanz zu waren ist, wieder mehr Anteil genommen an dem, was andere in dieser Zeit erleben. Wie geht es mit der Arbeit, mit der Schule zu Hause, bist du gesunde? Oder: Wie geht es dir im Innersten?
Im Psalm 42 beschäftigt der Schreiber sich im Gegensatz erst mal mit der Frage: Wie geht es mir? Wie geht es meiner Seele? Man könnte meinen, das klingt sehr egozentrisch oder egoistisch. Doch ich glaube, wenn diese Frage nicht geklärt ist, kann man auch nicht so richtig für andere da sein.
Warum bist du so bedrückt, meine Seele? Warum stöhnst du so verzweifelt? Warte nur zuversichtlich auf Gott! Denn ganz gewiss werde ich ihm noch dafür danken, dass er mir sein Angesicht wieder zuwendet und mir hilft.
Psalm 42;6
In den Psalmen lesen wir viel von den Gemütsbewegungen der Seele. Doch hier spricht tatsächlich einer mit sich selbst. Der Psalmist redet mit seiner Seele. Er ist offensichtlich mit deren Gefühlen und Empfindungen unzufrieden. Seiner Seele geht es im Moment anders, als es ihr seinem Wissen und Verstand nach gehen sollte. Und so wird er zu seinem eigenen Seelsorger – spricht sich selber Mut und Gottvertrauen zu.
Aber nicht jedem fällt dies so leicht, wie anscheinend diesem Schreiber. Manchmal gleicht unsere Seele einem geheimnisvollen Bündel von Gefühlen, Empfindungen, Erinnerungen, Wünschen und Vorstellungen, aber auch Angst vor dem, was kommen wird. Die Folgen sind, schlechter Schlaf, Unruhe, bis hin zu Depressionen. Und gerade in Tagen, wie diese, wo viele Menschen isoliert und alleine sind, kann sich eine Bedrückung der Seele sehr schnell einstellen. Ja, unsere Seele kann uns ganz schön zu schaffen machen.
Aber, sie muss uns und unser Leben nicht bestimmen. Wir müssen ihre Empfindungen nicht hinnehmen und uns von ihnen nach unten ziehen lassen, nicht resignieren und uns selbst aufgeben. Wir können ihr zusprechen: Vertraue auf Gott!
Der Seele dieses Psalmisten ging es nicht gut, aber er war sich bewusst, dass Gott für ihn ist, nur gute Absichten hat und dass er ihm helfen wird, auch wenn im Moment davon noch nichts sichtbar ist. Einmal wird er ihm dafür danken, dass die Nähe Gottes auch wieder spürbar und seine Hilfe erfahrbar ist.
Und obwohl auch uns unsere Seele manchmal im Wege steht, danken wir unserem Gott, dass Er uns so geschaffen hat, wie wir sind. Was wäre der Mensch ohne Gefühle und Empfindungen? Was bliebe von ihm übrig?
Und wenn es unserer Seele auch mal nicht so gut geht, besteht immer noch die Möglichkeit mit ihr zu „sprechen“. Und uns selbst zu ermutigen und glaubensvoll auf Gott zu vertrauen.
Der Mensch, also auch du, ist mit einer Seele ausgestattet – geheimnisvoll, unergründlich, aber dennoch in Gottes Hand geborgen. Selbst in den dunkelsten Stunden deines Lebens, kannst du eine liebliche Quelle sein, aus der Gott seinen Segen fließen lässt.
Mein Tipp: Lege deine Empfindungen und Gemütsbewegungen in Gottes Hände.
Er allein, kann Angst und Befürchtungen vertreiben. Er allein kann trösten, wie kein anderer das kann. Er allein bringt Ordnung in das Chaos deines Lebens. Er ist auch der Schöpfer einer/deiner neuen Welt.
Mit diesen Worten möchte ich dich heute gerne ermutigen und deine Seele soll froh gestimmt sein, weil Gott dich von Herzen liebt!
Einen gesegneten Sonntag
Euer Jens